NÜRNBERG. Sechs von zehn Afghanen in Deutschland gehen keiner Erwerbstätigkeit nach. 163.000 der 272.000 Afghanen, die zum Jahresende 2020 in Deutschland lebten, verfolgten keine lohnbringende Arbeit, ergab eine am Montag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsförderung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit mit Sitz in Nürnberg.
Die Beschäftigungsquote von Afghanen war demnach 2016 auf einen Tiefpunkt von knapp über 15 Prozent gefallen. Bis zur Corona-Krise stieg der Anteil der erwerbstätigen Afghanen an, seitdem stagniert er.
Afghanen gehen Stand Ende des Jahres um drei Prozentpunkte häufiger einer Arbeit nach als Migranten anderer typischer Herkunftsstaaten. Anders sieht dies bei Frauen aus. Während im Durchschnitt 29 Prozent der Frauen aus Afghanistan, Eritrea, Iran, Irak, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien fünf Jahre oder länger erwerbstätig sind, fällt der Wert bei Afghaninnen mit acht Prozent deutlich geringer aus.
Acht Prozent der Afghaninnen gehen einer Arbeit nach
Dies liegt laut den Studienautoren zum einen an den Familienstrukturen, zum anderen an den Erfahrungen in den Herkunftsländern. So verfügten „nur 27 Prozent der Afghaninnen, aber 41 Prozent der anderen geflüchteten Frauen über Erwerbserfahrungen vor dem Zuzug“.
Die Studie geht davon aus, daß die nun aufgenommenen Afghanen „in Hinblick auf das Bildungsniveau, Deutsch- und Fremdsprachenkenntnisse bessere Voraussetzungen als die früher zugezogenen Schutzsuchenden mitbringen“. Außerdem begegneten ihnen in Deutschland bessere Rahmenbedingungen als den Migranten, die während der Asylkrise vor sechs Jahren gekommen waren.
„Das ist zum einen auf die besser ausgebaute Integrationsstruktur als beispielsweise 2015 zurückzuführen. Zum anderen konkurrieren weniger Schutzsuchende um knappe Ressourcen“, erklärte der Leiter des IAB-Forschungsbereichs Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung, Herbert Brücker. „Vor diesem Hintergrund sind eine schnellere Integration in den Arbeitsmarkt und andere gesellschaftliche Bereiche sowie geringere Kosten der Integration zu erwarten.“ (ls)